Schulband Hegelsberg

Mal bergauf, mal bergab,
aber immer geradeaus

Erinnerungen

 

 

1981 - Nach dreieinhalb Jahren an der Schule Warteberg hatte ich nur einen Gedanken: Raus aus der Kasseler Nordstadt. Am Warteberg lief der Hauptschulzweig aus und ich hatte die letzte 9. Klasse geleitet.
Als junger Lehrer, gerade 29 Jahre alt, waren meine Erfahrungen eindeutig: Ich wollte weg aus diesem schwierigen Stadtbezirk. Doch trotz intensivster Bemühungen gab es keine Chance. Die Schule Hegelsberg befand sich im Aufbau, Lehrer wurden gesucht.
Es dauerte nur kurze Zeit, bis ich erkannt hatte, dass genau hier die Möglichkeit bestand, meine Hobbys mit dem Beruf zu verbinden - und dann wollte ich nicht mehr weg, nie mehr.
Gleich im ersten Jahr wurde die Arbeitsgemeinschaft „Gitarre“ gegründet, 1986 folgte die AG Schulband. Sie wurde unter dem Pro­jektnamen “Populäre Musik in Theorie und Praxis“ im Rahmen des PUSCH-Modellver­suches ins Leben gerufen (PUSCH = Pädago­gische Unter­stützung ver­bunde­ner Schulen bei sinken­den Schülerzah­len). Aus den Mitteln dieses Modellver­suches wurde eine sehr bescheidene Erstausstattung finan­ziert. Mit einfachster Verstärkeranlage und Instrumenten ging es los.
Wusste ich da so richtig, worauf ich mich eingelassen hatte? Schulbandarbeit hieß nämlich von Beginn an in mühsamster Weise fünf Dinge gleichzeitig zu unterrichten (Schlagzeug, Bassgitarre, E-Gitarren, Keyboard, Gesang), und das häufig mit Schülern, die nicht besonders motiviert zu Hause übten und die im Allgemeinen durch ihre Elternhäuser keine Unterstützung erfuhren und schon gar keinen teuren Instrumentalunterricht bezahlt bekamen. Letztere waren die Ausnahmen. Als ehemaligem Rockmusiker fehlte es mir jedoch nicht an Erfahrung und Motivation.

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SCHULBAND 1987 waren:
Manuela Jasbinzek (Bass), Sandra Bernard, Natascha Karime (Gitarre),
Pierre Mouris (Schlagzeug), Eric Welker (Perkussion, Technik),

Sylvia Reintanz, Sabina Ciftci, Semra Zuelam, Nicole Klimm,
Anja Becker (Gesang), Stefanie Kühn (Keyboard)

Bald hatte ich die jungen Musiker so weit, dass bei schulinternen Festen, etwa bei der Einweihung des letzten Bauabschnittes, erste Auftritte stattfinden konnten. Die Band aus dem Jahr 1987 nahm an einer Schulfunksen­dung des Hessischen Rundfunks teil. Verlangt war, für Rio Reisers Song König von Deutschland einen neuen Text zu schreiben. 1987 wurde unser Lied im Hessischen Rundfunk unter dem Titel "Boss von dieser Schule" gesendet.

Im Jahr 1988 bildete sich eine Gruppe, die einen Stamm bisheri­ger Mitglieder mit Neuzugängen ver­band und der es gelang, ein kleines Repertoire von eigenen Liedern einzustudieren. So kam es 1989 zur ersten Musikproduk­tion. Mit noch recht einfachen Mitteln wurde die Kassette Music Inside aufge­nommen, auf der 10 Eigenkompo­sitionen zu hören waren. Ein Interview mit der Band wurde 1990 vom Hessischen Rundfunk für die Sendung „Radio unfri­siert“ aufgezeichnet.

 

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SCHULBAND 1989 waren:
Branko Ivisic (Schlagzeug), Sabina Ciftci (Gesang), Markus Schommer (Gesang),
Simone Koslowski (Gesang und Gitarre), Christian Schaum (Bass)
Desiree Beit-Yacob (Gitarre), Pierre Mouris (Schlagzeug und Saxophon)
Stefanie Kühn (Keyboard), Robert Brojic (Perkussion)

Und dann ereignete sich IN THE FRONTLINE. Ich muss es so ausdrücken, denn diese Band war etwas Besonderes. Der Kern der 89er-Gruppe und einige Neue ergaben 1990 eine Formation, die sich ein Jahr später den Namen IN THE FRONTLINE gab. Hier kam mit der Kreativität Jan Hampickes und Simone Koslowskis und der Zuverlässigkeit, dem Ehrgeiz und der Zielstrebigkeit aller eine Mischung zustande, die es in sich hatte.

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IN THE FRONTLNE 1990-1993 waren:
Alexander Asselborn (Trompete, Keyboard), Simone Koslowski (Gesang, Gitarre)
Christian Schaum (Bass), Julio Gomera (Schlagzeug, Perkussion)
Claudius Stern (Schlagzeug, Perkussion), Jan Hampicke (Gesang, Gitarre, Keyboard)
bis 1992 Stefanie Kühn (Keyboard)

Durch die erfolgreiche Teilnahme an verschiedenen Wettbewerben, die u.a. vom Hessischen Kultus­ministerium und der Kulturfabrik Salzmann veranstaltet wurden, machte sich die Band in Kassel schnell einen Namen.  Die erste Kassette aus dem Jahr 1991, erfolgreiche Auftritte, gute Presse­kritiken und ein Interview im Hessi­schen Rundfunk machten es möglich, dass sich die Gruppe innerhalb eines Jahres von einer reinen Schulband zu einer festen Größe in der Kasseler Musikszene entwickelte. Höhepunkte waren 1992 ein Auftritt der beiden Song-Schreiber Simone Koslowski und Jan Hampicke auf dem Sommerfest von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und ein Konzert der Band im Rahmen der official docu­menta party.
Im April 1993 erschien eine weitere Kassette mit dem Titel Reflections, auf der ebenfalls wieder ausschließlich Eigen­komposi­tionen aufgenommen wurden. Der Geldsegen hatte schon vorher eingesetzt. Durch Preisgelder, Gagen, Förde­rung des Hessischen Ministerpräsi­denten und des Kultusministe­riums, des Kasseler Oberbürgermeisters und der Stadtsparkasse Kassel, durch eine Spendenaktion und die Einnahmen aus den Kassettenver­käufen konnten eine neue Verstär­keranlage und Instru­mente finanziert werden. Obwohl nach und nach immer mehr Bandmitglieder den Hegelsberg verließen und weiter­führende Schulen besuchten, kamen sie dennoch regelmäßig zum Musi­zieren. Zu Beginn des Schuljahres 1993 bestand die Gruppe nur noch aus Ehemaligen. Eine Schulband hatte sich selbst­ständig gemacht. Im Novem­ber des gleichen Jahres trennte man sich.

Nun galt es den Blick auf einen Neuaufbau zu richten, der bereits im letzten Jahr der Frontliner mit einer Gruppe begonnen hatte, die sich später SEVEN MORE nannte. Der Schwerpunkt der Arbeit lag jetzt in der Neuinterpre­tation von Liedern bekannter Bands wie Bon Jovi, den Cranberries oder den Beatles. Bis zum Jahre 1995 hatte sich eine Besetzung stabilisiert, mit der dann auch die beiden Titel für die Schul-CD We Shall Overcome aufgenommen wurden: Hero von Mariah Carey und die Eigenkomposition Every Light.

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SEVEN MORE 1995 waren:
Arbresha Morina (Gesang), Agnes Kaminski (Gesang),

Kenan Altinok (Schlagzeug, Gitarre), Patrick Baensch (Schlagzeug, Gitarre),
Moritz Haupt (Bass), Anton Eisenkrein (Keyboard), Sascha Hartleib (Gitarre)
 

Da im Jahre 2000 die AG Schulband ihr 15-jähriges Jubiläum feiern konnte, kam mir Ende der 90er Jahre die Idee für eine CD-Produktion. Von unseren Schüler­bands gab es schon einige Tonaufnah­men, die hier zusam­mengetragen werden sollten. Mit finanziel­ler Unter­stützung des Hessi­schen Kultusministeriums, des Förderver­eins und unseres Elternbeirates entstand die Scheibe  Music Inside, die fünfzehn Aufnahmen von sechs verschie­denen Gruppen enthält.

 

Die Zeiten waren schwierig, denn SEVEN MORE hatte mit dem Problem aller Schulbands zu kämpfen: Die Besetzung wechselte ständig.  Doch in dem Jahr, in dem die Idee für die CD entstand, kam es zu einer Zusammenset­zung der Gruppe, mit der das Lied Love Can Build A Bridge aufgenommen wurde, ein gemeinsames Arrangement von Schulband und Schulchor.

 

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SEVEN MORE 1999 waren:
Kenan Altinok (Schlagzeug), Jama Nurzai (Gesang)
Anton Eisenkrein (Keyboard, Gesang), Nina Metz (Gitarre)
Tatjana Milenkovic (Gesang), Sabine Adrian (Bass)
Claudia Holzhauer (Gitarre)

Durch drei Neuzugänge und den Wechsel zweier Mitglieder von SEVEN MORE zu der seit 1997 gleichzeitig bestehenden Gruppe CHECK IT OUT entstand eine neue Band, die sich den Namen INDIGO DAWN gab. Auch diese Gruppe beschäftigte sich in erster Linie mit der Erarbeitung bekannter Songs aus den Hitparaden. Quit Playin´ Games von den Backstreet Boys und I Swear von All 4 One waren ihre gecoverten Beiträge auf der CD. Mit den Titeln Jose­fine  und Wo bist du waren jedoch seit längerer Zeit auch wieder Eigenkompositionen im Programm der Schulband.

Im Jahr 2000 brachte Referendarin Claudia Taube neue Ideen in die Gruppe ein. Gemeinsam komponierten wir Songs mit dem langfristigen Ziel, sie in einem Musical zusammenzuführen. Im Juni 2002 führten die Arbeitsgemeinschaften Musical, Schulband und Bühnentechnik in freier Inszenierung das Singspiel „Die elenden Vier“ von Friedrich Karl Waechter auf.


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INDIGO DAWN 2001 waren:
Dawid Schulzek (Bass), Sven Rosenkranz (Gesang, Schlagzeug)
Anton Eisenkrein (Gesang), Claudia Holzhauer (Gitarre)
Björn Ebbrecht (Schlagzeug), Wladimir Miroschnikow (Gitarre)
Nadine Strackerjan (Gesang), Simon Hetzer (Keyboard)
Sophia Geveke (Gesang, Keyboard)

Der Musical-Song Cool war mir eine Reise wert. Ich schickte ihn nach Berlin. Und siehe da! INDIGO DAWN wurde Bundessieger beim Wettbewerb "Schülerinnen und Schüler schreiben Lieder". Veranstaltet wird dieser Wettbewerb jedes Jahr von den Berliner Festspielen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Vom 7.-11. November 2002 trafen wir uns mit den anderen Gewinnern zum 19. Treffen Junge Musik-Szene in Berlin. INDIGO DAWN gab ein Konzert im Quasimodo und nahm an Workshops teil, die von bekannten Musikern und Musikpädagogen geleitet wurden. Unser Preis neben dem Konzert und den Workshops: eine Urkunde, kostenlose Fahrt, Unterbringung und Verpflegung und viel Spaß mit den anderen Teilnehmern.
Dieser Preis motivierte natürlich sehr und machte die Band auch außerschulisch bekannt. Ein Auftritt in der Kasseler Sparkasse brachte eine beträchtliche Gage ein und Songmaterial hatten wir inzwischen genug, sodass eine weitere CD in Angriff genommen werden konnte. Wir begannen, die Lieder aus dem Musical und neue Stücke aufzunehmen.


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INDIGO DAWN 2002 waren:
Dawid Schulzek (Bass), Jan Halm (Gesang), Sophia Geveke (Gesang)
Jury-Mitglied Smudo von den Fantastischen 4
Nina Metz (Gitarre), Björn Ebbrecht (Schlagzeug)
Eugen Schneider (Keyboard), Claudia Holzhauer (Gitarre)

Eines dieser Lieder schickte ich wieder nach Berlin und das Unglaubliche geschah. Die Band gehörte erneut zu den Gewinnern. Lass mir meine Ruh hieß der Siegertitel. Doch inzwischen hatte sich Unerfreuliches entwickelt. Schon vor der Fahrt nach Berlin hatte das Verhalten zweier Mitglieder zu einer schweren Krise geführt. In Berlin selbst kam es dann durch eben diese beiden zum endgültigen Bruch. Die Enttäuschung der anderen war groß.

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Das Ende von INDIGO DAWN bedeutete gleichzeitig den Anfang eines neuen Kapitels in der Schulband-Geschichte. In Ermangelung von Instrumentalisten hatte ich die Idee, die Band zu einer Karaokegruppe zu machen. Dies lief seit 2004 so, bewährte sich schnell und bereitete den Schülerinnen viel Freude. Eine der ersten Girlgroups hieß K.A.R.A., was die Anfangs- und Endbuchstaben der Sängerinnen-Namen sind.

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K.A.R.A. 2008 waren:
Rihame Ouarzag, Vanessa Pfannkuch, Kübra Aktas, Arena Ame (Gesang)
Olga Kartschuskina, Nicole Zalecki (Mischpult)

Dies alles schrieb ich im Jahre 2008 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Schule Hegelsberg und ich dachte, dass es mit den Karaokegruppen so weitergehen würde, bis zum Ende meiner Tage an der Schule. Das tat es zunächst auch, aber dann nahm die Sache ungeahnte Dimensionen an.

Dominika Banasik wurde Teil der Girlgroup und brachte ein Stück Kreativität zurück, die leider ein bisschen verloren gegangen war. Da sie mir erzählte, dass sie selbst Lieder schreibt, gab ich ihr den Auftrag, zum Thema Ausländerfeindlichkeit tätig zu werden. Mit dem Ergebnis Teil von mir gewannen wir den 3. Platz beim Wettbewerb "Tonträger gegen Rechtsextremismus". Da es auf YouTube kurze Zeit später den Wettbewerb "361 Grad Toleranz" gab, drehten wir zu dem Song ein Video und gewannen prompt auch hier den 3. Platz. Preise waren ein erweiterter YouTube-Kanal und für jedes Gruppenmitglied und die Schule Videokameras. Die Resonanz im Netz war unglaublich: Video und Girlgroup wurden mit Lob überschüttet.

 

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SEVEN ROSES Mai 2009 waren:
Lemlem Araya, Dominika Banasik, Sevtap Bek, Ayse Kabak,
Asima Kominova, Arena Ame und Glodie Katulamo

Inwischen nannte sich die Band SEVEN ROSES. Die Idee zu diesem Namen war mir gekommen, weil die Mädchen nach einem Auftritt für Daimler Rosen geschenkt bekommen hatten. Nach einem Wechsel in der Besetzung wurden weitere Lieder geschrieben, aufgenommen und Videos dazu gedreht. Der Jugendsender YOUFM kam im Rahmen des Schulstar-Wettbewerbs mit einem Bühnenwagen an unsere Schule. Beim anschließenden Voting verpassten wir nur knapp das Finale.
Aber dann ereignete sich im höchsten Glück Tragisches. Unsere siebte Rose Büsra Ata starb an einer Herzmuskelentzündung. Ruhe in Frieden, Büsra!

 

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SEVEN ROSES Oktober 2009 waren:
Sevtap Bek, Ayse Kabak, Arena Ame, Dominika Banasik,
Nurija Jusufovic, Büsra Ata und Glodie Katulamo

Der Erfolg von SEVEN ROSES jedoch ging weiter. Durch YouTube war es möglich, eine Fangemeinde rund um den Erdball zu versammeln. Die gefühlvollen Lieder brachten die Mädchen zu RTL Hessen ins Fernsehen und zum Schooljam-Wettbewerb nach Hannover. Die Bruns-Stiftung sponserte 1000 Euro für professionelles Vocalcoaching, für das wir die Kasseler Kunstpreisträgerin Nicole Jukic gewinnen konnten. Auftritte außerhalb der Schule häuften sich, eine rosige Zukunft schien der Girlgroup bevorzustehen. Doch vieles davon fand außerhalb der Schule statt und "außerhalb der Schule" bedeutet eben in der Freizeit. So wurde es den sieben Rosen langsam zu viel. Als es dann noch einen Konflikt mit anderen kreativen Interessen eines Mädchens gab, wurde die Gruppe aufgelöst. Schade!

 

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SEVEN ROSES 2010

Aber die nächste Girlgroup stand schon bereit: acht ausgesuchte Sängerinnen aus den Klassen 6 und 7, damit ich mittel- und längerfristig etwas Neues aufbauen konnte. Wir nahmen das Vocalcoaching mit Nicole Jukic wieder auf und produzierten den Hegelsberg-Song.

 

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NEVER THE SAME 2011 waren:
Laura Mohr, Nicole Jukic (Vocalcoach), Yanice Flohr, Arianna di Puglia,
Jessica Lefert, Jacqueline Koch, Larissa Röhre, Kristina Wasilewitsch

Und dann flatterte mir eine E-Mail ins Haus, in der man sich nach unserem Interesse an einer ARD-Fernsehsendung erkundigte. Die Mädchen seien genau das Richtige für das Format. Nach einem längeren durch meine Ungläubigkeit geprägten Mail-Wechsel hatten wir schließlich einen Auftritt in der Sendung "Immer wieder sonntags" mit Stefan Mross. Dort gab es eine Rubrik "Das ist ihr Tag" - und das sollte er für die Mädchen werden, so glaubte ich. Dass man es eigentlich auf mich abgesehen hatte, merkte ich erst in der Sendung. Vorher wusste ich nichts davon, denn die Probe lief völlig anders. Es war eine echte Überraschung für mich und ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Es war sozusagen eine Auszeichnung, die man mir dort für meine engagierte Schulbandarbeit verlieh. Schulleitung, Sekretärin und die Mädels wussten vorher davon. Ich nicht, sonst hätte ich das wahrscheinlich auch nicht gemacht.

 

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NEVER THE SAME in der Sendung "Immer wieder sonntags" 
(Rechts Stefan Mross, Moderator der Sendung)

Jetzt nahmen wir die Lieder Lass mir meine Ruh und Nie mehr dieselbe auf - und schon wieder kriselte es. Man hatte ja alles erreicht: Man war im Fernsehen gewesen und mehrfach in der Lokalpresse. Auch den Mädels von NEVER THE SAME wurde alles zu viel, sie verloren den Spaß, man hatte die eigene Identität noch nicht gefunden. Eine negative Kritik aus dem Umfeld bedeutete mehr als 100 positive Kommentare auf YouTube. Wir beschlossen die Girlgroup aufzulösen.

Nach diesen beiden negativen Erfahrungen entschied ich mich, nicht mehr mit festen Formationen zu arbeiten. Ich begann nach Talenten Ausschau zu halten, mit denen man in einzelnen Projekten arbeiten konnte. So entstand das Video Abschied mit SHAYLIN & RAPTAG, für das ich einen Schulband-Oldie hervorkramte, den ich in einen Rap verwandelte und modern arrangierte.

 

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Shaylin & RapTag 2013:
Tilo Kurmaz, Shaimaa Slimani, Aylin Tanyeri

Und dann ergab sich erneut die Chance, mit jungen Menschen kreativ zu arbeiten - eine Chance, die mir vorher nicht in den Sinn gekommen war. Die Gitarrengruppe (AG Gitarre) hatte nämlich inzwischen ein Niveau erreicht, das es ermöglichte, wieder handgemachte Musik zu produzieren. Gesang, Cajon, Shaker, Keyboard und E-Bass ergänzten die akustischen Gitarren und machten aus der Gruppe eine Gitarrenband, die sich GSH-Guitar nannte. Mit dieser ungewöhnlichen Besetzung kamen die Schülerinnen bei unseren Konzerten seit 2014 durchweg gut an. Das Talent der Mädchen ermöglichte mir die Aufnahme des selbst geschriebenen Liedes Birds In The Sky und die Produktion eines dazugehörigen Videos.

 

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GSH-Guitar 2016:
Alisha Faust, Paula Stanke, Asli Fidan, Sevval Sarioglu, Shasia Haidar, Büsra Aksu,
Donika Latifi, Luca-Marie Ortlieb, Juliette Wiora, Laura Schäfer, Nithapat Meethong,
Aurora Tripicchio, Yelda Geloglu, Erika Bekteshova


Natürlich konnten in dieser Darstellung von 30 Jahren Schulbandgeschichte nicht alle Entwicklungen beschrieben und alle Namen genannt werden. Vielmehr beleuchtete der Spot nur die markantesten Punkte auf der Bühne der Zeit.

Sicher ist deutlich geworden, dass Schulbandarbeit nicht nur Sternstunden bedeutet. Den mühsamen fünffachen Simultanunterricht erwähnte ich schon eingangs. Aber dann waren da die großen und kleinen Enttäuschungen: Schüler, die die Schule wechselten, die nicht mehr motiviert waren, die sich plötzlich wie Stars vorkamen und sich an keine zwischenmenschlichen Regeln mehr hielten, Schüler, von denen ich mich trennen musste, damit die, die blieben, daraus lernten, Schüler, die nicht verstanden oder es nicht zu schätzen wussten, welche einmalige Gelegenheit ihnen hier geboten wurde. Bands, aus denen noch einiges hätte werden können, gingen auseinander.

Der Vergleich mit Sisyphos trifft es fast auf den Punkt: Man baut etwas mit großer Anstrengung auf und kann dann wieder von vorn beginnen. Aber anders als in der griechischen Sage waren die Mühen nicht vergeblich, denn bevor der Felsbrocken wieder hinabrollte, hatten alle Beteiligten zwischendurch viel Spaß und Freude. Letztendlich kam nach jedem Bergab immer wieder ein Bergauf und kleine und große Sterne, die einem den Weg geradeaus leuchten, gab und gibt es immer.